Teilhabe betrifft uns alle & genau darum ging es bei unserem Social Day.
Letze Woche waren wir in der Gärtnerei Hollern in Unterschleißheim, die zur Augustinum-Gruppe gehört. Mit dem Augustinum arbeiten wir seit Jahren zusammen, vor allem in der Bürobegrünung. Viele Pflanzen, die man heute in unseren Projekten sieht – von großen Pflanztrögen bis zu kleineren Office-Konzepten – wurden von der Gärtnerei umgesetzt.
Umso spannender war es, einen ganzen Tag vor Ort zu verbringen, die Menschen kennenzulernen und Einblicke zu bekommen, wie dort gearbeitet wird.
Das Augustinum und die Werkstätten
Das Augustinum ist weit mehr als eine Werkstatt. Neben Schulen, Kliniken und Seniorenresidenzen gibt es hier Werkstätten, die Menschen mit Behinderungen Arbeit, Struktur und Teilhabe geben. Und zwar nicht nur innerhalb der Werkstätten, sondern auch mit dem Ziel, Übergänge in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu schaffen.
Dafür gibt es unterschiedliche Modelle – Kurzpraktika, ausgelagerte Arbeitsplätze oder das Budget für Arbeit. Was uns beeindruckt hat: Es geht hier nicht um „Beschäftigung“, sondern um Arbeit, die einen Sinn hat und die zeigt, dass jeder etwas beitragen kann.
Mit Linda durch die Gruppen
Begleitet wurden wir den ganzen Tag von Linda Beder. Sie hat uns direkt zu Beginn erklärt, was das Augustinum alles macht und wie die Gärtnerei Hollern organisiert ist. Danach sind wir gemeinsam durch die verschiedenen Gruppen gegangen. Wir haben gesehen, wie vielseitig die Aufgaben verteilt sind: draußen Pflanzen setzen, pflegen und ernten, drinnen kleinere Aufgaben wie Kresseschalen stecken oder Gemüse putzen. Alles war individuell abgestimmt – je nachdem, was jemand kann. Und man hat sofort gespürt: Jeder Beitrag zählt und macht die Gemeinschaft komplett.
Imkerführung mit Edward Obika
Ein echtes Highlight war die Führung mit Imker Edward Obika. Er hat uns nicht einfach einen Bienenstock gezeigt, sondern sich wirklich viel Zeit genommen. Wir haben gelernt, wie ein Volk aufgebaut ist, welche Aufgaben es gibt, wie aus Nektar Honig wird und warum Biodiversität so wichtig ist. Besonders spannend war zu sehen, wie sehr die Bienen auch das Umfeld beeinflussen: Blühflächen werden wertvoller, die Vielfalt nimmt zu – und genau das kann man auch in einem Office-Umfeld mit kleinen Flächen oder Blühinseln erreichen.
Natürlich haben wir auch Honig probiert – wie z. B. Kastanie und Buchweizen. Zwei völlig unterschiedliche Geschmacksrichtungen, die zeigen, wie sehr Standort und Blüte das Produkt verändern. Und das Schönste: Viele Klienten haben sich dazugestellt, mitgehört, Fragen gestellt. Es war kein Vortrag „für uns“, sondern ein gemeinsames Erlebnis. Wir haben alle etwas gelernt – und das Thema bleibt hängen.
Mittag aus der Werkstattküche
Mittags gab es ein Essen aus der Werkstattküche: belegte Brote, kleine Snacks, frisch zubereitet und mit Liebe angerichtet. Kein großes Menü, sondern genau das Richtige – mit Liebe zum Detail. Für uns war das eine schöne Pause, in der wir ins Gespräch kamen und die Atmosphäre genießen konnten.



Gemeinsam die Blumenwiese anlegen
Nach dem Mittagessen haben wir selbst mit angepackt: Gemeinsam mit den Klienten haben wir eine Blumenwiese für die Bienen angelegt. Die Gartengruppe hatte die Pflanzen ausgesucht und die Fläche vorbereitet. Dann ging’s los: Erde lockern, Pflanzen einsetzen, zubuddeln. Klienten haben uns gezeigt, wie es richtig geht, und wir haben nebeneinander gearbeitet.
Am Ende war es nicht nur ein Beet, sondern wirklich unsere Wiese. Das Besondere daran: Sie wächst weiter. Wir bekommen regelmäßig Fotos und Updates und können so verfolgen, wie sich alles entwickelt. Für uns ist das Symbol dafür, was Zusammenarbeit bedeutet: etwas schaffen, das bleibt.





Inklusion im Design – eine Diskussion, die bleibt
Am Nachmittag ging es dann ums Thema Inklusion im Design, vorgestellt von Christiane Zhu-Lambrecht. Für uns ein Punkt, der richtig wertvoll war.
Gleich zu Beginn kam die Erkenntnis: Die meisten Behinderungen sind nicht angeboren, sondern entstehen durch Alter oder Verletzungen. Das betrifft im Prinzip irgendwann jeden von uns. Sehschwäche, Hörverlust, Bewegungseinschränkungen – all das sind Themen, die in jedem Büroalltag vorkommen können.
Wir haben uns dann in Gruppen zusammengesetzt und überlegt: Welche Hürden gibt es?
- Bei Sehbehinderungen zum Beispiel: unlesbare Schilder, zu wenig Kontrast, blendendes Licht. Lösungen wären größere Schriften, klare Piktogramme, bessere Beleuchtung.
- Bei Hörbeeinträchtigungen: hallende Räume, schlechte Akustik. Lösungen: Absorber, Teppiche, Zonierungen.
- Bei Mobilität: zu enge Wege, zu hohe Schalter. Lösungen: mehr Bewegungsflächen, höhenverstellbare Tische, unterfahrbare Küchen.
Das Spannende: Jede Lösung, die Barrieren abbaut, macht das Büro für alle besser. Genau das war der Kern – Inklusion ist kein Extra, sondern einfach gute Planung. Es war keine trockene Theorie, sondern wirklich ein Austausch, in dem wir gemerkt haben: Da können wir selbst viel mitnehmen und in unsere Projekte einfließen lassen.
Zweite Runde Gärtnerei – Gemüse, Pflanzen, Office
Zum Schluss ging es noch einmal durch die Gärtnerei. Wir haben frisches Gemüse gesehen, das auf den Märkten verkauft wird, und viele Pflanzen, die wir direkt aus unseren Projekten kennen. Genau hier wird das vorbereitet, was später bei unseren Kunden im Büro oder in Empfangsbereichen steht. Die Gärtnerei Hollern liefert aber nicht nur, sie begleitet uns auch langfristig: mit Beratung, regelmäßiger Pflege und Sonderlösungen wie den Pflanztrögen, die man individuell anpassen kann.


Besuch im Wohnheim
Zum Abschluss durften wir noch das Wohnheim des Augustinums besichtigen. Ein Haus, das komplett barrierefrei geplant wurde – mit klarer Struktur, viel Helligkeit und offenen Gemeinschaftsräumen. Es war beeindruckend zu sehen, wie selbstverständlich hier Barrierefreiheit gelebt wird und wie Architektur Teilhabe ermöglichen kann.
Danke
Danke an Linda Beder, an Edward Obika und an das gesamte Team sowie Klienten aus der Gärtnerei Hollern und Augustinum für die Offenheit und Gastfreundschaft.
Für uns war es ein Tag voller Eindrücke – und einer, der hängen bleibt.
Einen besseren Eindruck erhaltet Ihr in unserem Reel auf Instagram @hauseroffice
Liebe Grüße,
Giulia